Presseberichte
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Die früheren Ressentiments zwischen Franzosen und Deutschen sind längst verschwunden


Europa in seiner heutigen Gestalt gab es noch nicht. Eine Anzahl von Städten und Gemeinden aber hatten bereits Partnerschaften im europäischen Ausland vereinbart, als das Schönborn-Gymnasium auf eigene Initiative 1972 mit Lycée in der lothringischen Stadt Stenay einen Austausch von Schülern vereinbarte. Auch die Kommunalpolitik in Münnerstadt nahm Kontakte auf mit dem historischen Städtchen an der Maas. Vom 17. mit 19. April wird nun in Frankreich eine 30-jährige Partnerschaft gefeiert.


Der 1971 neu gewählte Bürgermeister Robert Gipeaux und sein Stadtrat zeigten sich aufgeschlossen für erste Begegnungen. Schon im Mai 1973 kam eine französische, im Oktober die erste deutsche Schülergruppe zum Austausch in die jeweils andere Stadt. Gleichzeitig gab es Infobesuche der Bürgermeister.
Eine freundschaftliche Partnerschaft der Städte mag für damals ältere Bürger keine leichte Entscheidung gewesen sein. Stenay zwischen Verdun und Sedan war von den Kriegen 1870/71 und 1914/18 betroffen. Es gibt dort große Kriegsgräber-Anlagen. Im ersten Weltkrieg war Stenay deutsches Hauptquartier während der blutigen Kämpfe um Verdun. Bei Veranstaltungen erlebten die deutschen Besucher noch Gruppen von französischen Veteranen mit ihren Orden und Kopfbedeckungen.
Vor der offiziellen Begründung der Partnerschaft spürten alle, dass die schlimmen Erinnerungen an früher noch lebendig waren. Bei der Teilnahme der Feuerwehr Münnerstadt am Treffen der Feuerwehren des Departements Meuse legten 1977 in Stenay zum ersten Mal nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Deutsche einen Kranz am Denkmal für die französischen Kriegsopfer nieder. Einige Veteranen verließen damals demonstrativ den Platz beim Abspielen der deutschen Nationalhymne durch die Stadtkapelle. Deutschen Besuchern war damals in der Nacht von französischen Jugendlichen „Boches“ zugerufen worden, eine abwertende Bezeichnung für Deutsche – zum ersten und einzigen Mal. Die Bürgermeister gingen verständnisvoll und zurückhaltend mit den weiteren Begegnungen um. Bei gegenseitigen Besuchen der Stadträte, der Schulleitungen sowie des Jugendblasorchesters und der Lyra-Kapelle in Stenay und Münnerstadt konnten Bürger erste Eindrücke gewinnen. Im Juli 1976 kamen mehr als 150 neugierige und interessierte Franzosen an die Lauer. Die Älteren von ihnen äußerten sich stark bewegt davon, diese Begegnung noch erlebt zu haben, und schrieben danach rührende Briefe.
Besuche gab es in der Folge zur Kontaktaufnahme hin und her mit den Imkern, den Schützenvereinen, den Fußballern und anderen Sportarten, mit verschiedenen Künstlern und auch mit Ausstellungen.
Aus unterschiedlichen Gründen, meist wegen des Mangels an Sprachkenntnissen, erfüllten sich nicht alle Kontaktwünsche. Dennoch bestehen nach der Aufbruchstimmung der ersten Jahre noch heute lebhafte Begegnungen der Feuerwehren beider Städte und auch der Schüler. Früher gab es gegenseitige Besuche der Fachschule für Sozial- und Kleinkinderpädagogik im lothringischen Metz und des Berufsbildungs-Zentrums Münnerstadt, jeweils mit Abstecher nach Stenay.
Sportler des TSV Münnerstadt machten sich 1981 per Fahrrad auf den Weg, die Leichtathletikabteilung 1983 mit einem Staffellauf. Andere Sportler paddelten mit Schlauchboot von Verdun auf einem Kanal in die Partnerstadt. Daneben unterhält eine ganze Anzahl von Familien und Einzelpersonen regelmäßig Kontakte. Als die Partnerschaftskomitees auf beiden Seiten ihre Aktivitäten einstellten, gründete sich 2000 der „Freundeskreis Städtepartnerschaft Stenay“ in Münnerstadt, der Kontakte vermittelt und Besuche organisiert. Jetzt im April werden die 30 Jahre Kontakte an der Maas gefeiert, im nächsten Jahr an der Lauer.

Quelle: Mainpost vom 31.3.2009


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Erklärtes Ziel ist die Goldene Städtepartnerschaft
30 Jahre Städtepartnerschaft: Mit zwei Bussen fuhren die Münnerstädter zur Feier nach Stenay

(fb) Seit 30 Jahren gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Stenay, Frankreich, und Münnerstadt. Von Freitagabend bis Sonntagnachmittag standen nun zahlreiche Veranstaltungen in Stenay im Zeichen des Jubiläums.
Auch Münnerstädter Gäste, darunter Bürgermeister Helmut Blank, waren zur Feier nach Frankreich gefahren, insgesamt mit zwei Bussen war die Gruppe samt Stadtkapelle vom Lauerstädtchen aufgebrochen. Am Samstagmorgen stand der Besuch des Erzbergwerks in Neufchef auf dem Programm, das in den 1970er Jahren als unwirtschaftlich aufgegeben wurde. In einer zweistündigen Führung wurde die Gewinnung und Aufarbeitung von Eisenerz zu Eisen und Stahl vorgestellt. Noch vor 30 Jahren hatte die Aufgabe der Rohstoffquellen in Lothringen und der Verlust zahlreicher Arbeitsplätze zu erheblichen Unruhen geführt.

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Der folgende Abend begann mit einem Konzert der Mürschter Stadtkapelle. Wie schon früher beim Städtischen Jugendblasorchester kamen die fränkischen Musiker mit ihrem auch internationalen Programm in der gut besuchten Mehrzweckhalle so gut an, dass es erst nach „standing ovations“ und einigen Zugaben möglich war, der Einladung der Stadt zum Abendessen zu folgen.

Gottesdienst und offizieller Teil
Herzliche Grußworte für die deutschen Gäste fand auch Pfarrer Yves Rozet beim Gottesdienst in der Kirche Saint-Gregoire am späteren Sonntagvormittag. Dort gab es auch wieder Begegnungen mit älteren Freunden und Bekannten, die am sonstigen Programm nicht mehr teilnehmen konnten. Es waren viele darunter, die vor 30 Jahren an der Aufnahme der Partnerschaft beteiligt waren oder sie miterlebt hatten.
Dann kam der offizielle Teil im Ehrensaal des Rathauses. Daran nahm trotz einer schweren Erkrankung auch Bürgermeister Etienne Demulder teil. Dritter Bürgermeister Daniel Leger zitierte aus dem „Partnerschaftseid“ von 1979. Leger dankte allen Beteiligten für die Gründung der Partnerschaft und versicherte, Stenay werde sich ihr auch künftig verpflichtet fühlen. Dem schloss sich auch Stadtrat Stephane Perrin, als „Landrat“ des Cantons de Stenay mit seinen rund 6000 Einwohnern in 19 Ortschaften mit einem Grußwort an.
Weltkugel aus Holz als Geschenk
Bürgermeister Helmut Blank dankte nach einem Rückblick auf die Entwicklung von Städtepartnerschaften besonders den Bürgern, die die Partnerschaft seit 30 Jahren mitbestimmen und prägen. Unter Hinweis auf die internationalen aktuellen Probleme forderte er dazu auf, „zum Wohle unserer beiden Städte positiv zu denken. Unsere Bürger haben es verdient, dass wir nach vorne schauen. Lassen Sie uns die gewachsene Verbindung weiterhin gedeihlich gestalten, so dass wir oder die nächste Generation die Goldene Städtepartnerschaft feiern können.“
Blank lud die Stenayer zur Feier im nächsten Jahr nach Münnerstadt ein. Als Geschenk hatte er eine hölzerne „Weltkugel“ mit den Namen beider Städte mitgebracht.

Quelle: Mainpost vom 21.4.2009